BESSERE ZEITEN – Ein bitterer Abgesang

BESSERE ZEITEN klingen eigen! Vielleicht kann man mit ganz, ganz viel Willen ein bischen Hamburger Schule-Soße drüberlaufen lassen, aber das wäre eigentlich auch nicht richtig. BESSERE ZEITEN waren echt noch nicht da. Schwelend, eckig und Texte, bei denen man erst „aua“ denkt und dann die Erkenntnis gewinnt, dass Lyrics und lyrisch noch irgendwie verwandt sind.
Themen der Texte sind diffuses Unwohlsein, neue Zeitrechnungen, alte Ursuppen und eine ganz allgemeine Orientierungslosigkeit zwischen „Warts ab“ und „Mal sehen“. Die Songs transportieren dabei mehr Stimmungen als blankpolierte Lala-Texte zu kalkuliertem Indierock. Und das ist super so. Muss ja auch nicht immer alles feingeschliffen sein.
Vielleicht erklärt sich das betont Unmainstreamige an den BESSEREN ZEITEN auch durch die Entstehungsgeschichte der Band: während dem manischen Irrsinn der WM 2006 tun sich Alexander Schwartz und Joachim Büchner irgendwo zwischen Pinneberg und Hamburg zusammen, um einen „Bitteren Abgesang“ auf die derzeitige Ist-Situation zu verfassen. Dank Schwartz und Büchner flattern zwischen Trikots und Fahnen nun auch Textfetzen wie „Totes Emoticon, kalter Triathlon, neues Stadion“ durchs Land. Statt dem Ball oder dem Hype hinterherzurennen, wird das Duo selbst kreativ und schreibt Songs. Beim Abmischen hilft Chris von Rautenkranz, der wohl auch irgendwie mit BLUMFELD assoziiert ist.
„Keine Welt“, so heißt der dazugehörige Song zum obigen Textfetzen, wird schließlich zu einem der Favoriten des Albums. Die anderen Songs, die es besonders ins Ohr schaffen, sind „Neue Zeitrechnung“, „Mach dir Beine“ sowie „Bessere Zeiten“. Insgesamt ist der Abgesang des Duos auch gar nicht so bitter, und einen besonders guten Abgang machen auch „Schwarzes Loch“ und „Keine Welt“: sie überraschen in einer Art Outro mit Spoken Word – Einlagen, die sich in den Refrain mischen und vom Stil und stimmlichen Timbre her ganz kurz ganz positiv an „Mila“ von den GOLDENEN ZITRONEN erinnern. Ansonsten sind die BESSEREN ZEITEN, wie gesagt, eigen, anders und ziemlich gut.