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BELA B. – Club Tour vs. Wild West-Theater

Die Wandlungsfähigkeit von BELA B. dürfte allgemein bekannt sein. Neben seinem Hauptberuf als ÄRZTE-Schlagzeuger weist die Biografie des sympathischen Tausendsassas auch zahlreiche Projekte und Solo-Aktivitäten auf, bei denen er sich nicht zwangsläufig auf der großen Punkrock-Spielwiese austobt, sondern sich auch gerne mal anderen Musikspielarten hingibt. Quasi als Vorgeschmack auf sein im kommenden Jahr erscheinendes Album begab er sich nun mit seiner aktuellen Begleitband SMOCKSTACK LIGHTNIN´ sowie der Sängerin Peta Devlin (früher u.a. bei DIE BRAUT HAUT INS AUGE aktiv) auf eine kleine Clubtour, bei der ausschließlich kleinen Bühnen wie beispielsweise der Groovestation in Dresden, dem Clubbahnhof Ehrenfeld in Köln oder dem Festsaal K 4 in Nürnberg Besuche abgestattet wurden. Für das Tour-Finale wurde das Imperial Theater ausgewählt, ein kleines Schauspielhaus auf dem Hamburger Kiez, in dem normalerweise Edgar Wallace-Stücke aufgeführt werden und das mit seinen roten Samt-Sesseln ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Das Ambiente war für das Gesamtkonzept des heutigen Abends jedoch sehr zuträglich und harmonierte wunderbar mit BELA B.´s und Peta Devlins Western-Outfits, die zugleich die musikalische Richtung des Projektes vorgaben: Die Besucher erwartete nämlich eine schwungvolle Mischung aus Country-Musik und Rock´n´Roll, die gelegentlich noch mit ein paar 60ies-Surfgitarren aufgepeppt wurde. Abgesehen von vereinzelten Ausnahmen, wie dem bereits vor längerer Zeit als Single veröffentlichtem Stück „Altes Arschloch Liebe“, gab es fast ausschließlich neue Stücke zu hören, die klangvolle Namen wie „Wenn das mal Liebe wird“, „Bausparvertrag“ oder schlicht und ergreifend „Peng!“ tragen und nicht nur die Herzen der zahlreich anwesenden, eingeschworenen DÄ-Fangemeinde im Sturm eroberten. BELA B. selber bewies sich zum wiederholten Male als unterhaltsamer Entertainer, der zwischen den Liedern unverkrampft und selbstironisch zahlreiche Anekdoten zum Besten gab und bei einer Neuinterpretation des ÄRZTE-Songs „Manchmal haben Frauen…“ sogar mit der einen oder anderen Twist-Einlage glänzte. Endgültig die Lacher auf seiner Seite hatte er schließlich im Zugabenblock, als er kurz hinter der Bühne verschwand, um anschließend zu der Coverversion des WEEN-Songs „Buenas Tardes Amigo“ mit einem Sombrero sowie einem überdimensionierten Pistolenholster samt dazugehörigem Revolver zurückzukehren, wobei sich der vermeintliche Colt im weiteren Verlauf des Liedes als kreative Gitarren-Sonderanfertigung entpuppte. Diese Szene stand somit stellvertretend für ein Konzert, das gleichermaßen überraschend, amüsant und vor allem in vielerlei Hinsicht unkonventionell war.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.