ATREYU – A death grip on yesterday

ATREYU sind zurück. Die zur Speerspitze des Metalcore gehörende Band ist mit ihrer schweren dritten (ich zähle „Butterfly …“ als Album Nr. 1) Veröffentlichung am Start. Das dritte Album entscheidet oft über den Fortbestand einer Band, besonders wenn man bei einem Major unter Vertrag steht. Konnten ATREYU schon mit „Suices notes and butterfly kisses“ über 100.000 Einheiten absetzen, was ich nie für möglich gehalten hätte, legte man mit „The curse“ sowohl qualitativ als auch erfolgsmäßig noch eine gute Schippe drauf. Jetzt ist man natürlich gespannt, wie sich die Amerikaner auf „A death grip on yesterday“ schlagen.
Ich habe mir das Album inzwischen mehr als 30 mal angehört, um mir ein Urteil bilden zu können. Fangen wir mit der Produktion von Josh Abraham (u.a. 30 SECONDS TO MARS und VELVET REVOLVER) an. Um es kurz zu machen, sie ist noch gelungener als die von „The Curse“. Knallt heftig an allen Ecken und Kanten und bietet Raum für den Schrei-Gesang auf der einen und die klare Stimme des Schlagzeugers auf der anderen Seite.
Im Gegensatz zu den meisten Kritikern der Band will ich mich zumindest in Punkto Spielzeit auf die Seite von ATREYU schlagen. Ok, 32 Minuten sind nicht gerade viel, aber was nützt es, Songballast aufzuladen? Das macht ein Album nicht stärker, und so schlimm ist die kurze Spielzeit auch nicht. Ich habe lieber 30 gute Minuten als langweilige 45 oder 75 Minuten. Ein Album mit vielen Füllsongs wird man sich auch nicht so oft anhören wie eines, das in einem Rutsch durchläuft. Und genau das ist es, was uns „A death grip on yesterday“ bietet: Kurzweile! Ich habe mich beim Autofahren mehrmals beim Nachschauen ertappt, ob das Album wirklich schon wieder am Anfang bzw. Ende angekommen war. Zwar gibt es auf „The curse“ offensichtlich mehr Hits zu entdecken und irgendwie sind die klaren Chorus-Lines auf dem Vorgänger Hit-kompatibler, was mich zu Beginn auch immens am neuen Output störte. Aber nach ein paar Durchläufen habe ich das nicht mehr vermisst.
Der Auftakt mit „creature“, und „shameful“ ist mehr als gelungen und zeigt die Band in alter Stärke, Metalcore der besten Art. PANTERA mit EmoCore-Chorus Lines und gelegentlichen Metal-Riffs à la IRON MAIDEN und Co. sind einfach eine schmissige Collage, der man sich nur schwer entziehen kann. Würde „the theft“ nicht ab und zu härter werden, hätte man eine richtige Ballade am Start, die es in sich hat. Einer der Höhepunkte ist das melodische „ex’s and oh’s“. Mit viel melodischem Gitarrenspiel und fast nur von Schlagzeuger Brandon gesungen – ein Hit! Die ewigen Nörgler werden einiges auszusetzen wissen, von der kurzen Spielzeit über den cleanen Gesang und so weiter … Ich höre immer nur Pop, aber Leute, hier kracht es heftig an allen Ecken! Nur wenn mal klarer Gesang auftaucht, muss man noch lange nicht von Pop sprechen. Das ist vielleicht in der tiefsten norwegischen Provinz bei einschlägig bekannten Black Metallern so und bei vielen Kids, die einfach nur das wiedergeben, was in bestimmten Zeitungen abgedruckt wird. Bildet euch gefälligst eure eigene Meinung, ein wenig „Pop“ hat noch niemandem geschadet, handelt es sich doch oft um einen Reifeprozess. Um es kurz zu machen, nicht stärker als der Vorgänger – aber auch nicht schwächer! Neben KILLSWITCH ENGAGE die stärksten Vertreter und Aushängeschilder dieser Musikrichtung aus Amerika!