ASCETIC: – Self initiation

Asketisch mit Doppelpunkt: Sachte rhythmisch tanzen sie heran mit einem Klang des New Waves, er könnte in seine Dünnigkeit zugleich ein Amphitheater füllen. Das Album „Self initiation“ der dreiköpfigen Gruppe aus Melbourne kann sich mit seinem hohen Maße an Produktionsqualität in meiner Musikbibliothek sehen lassen. Andere Pressestimmen verweisen speziell auf den Drummer Damian Coward. Mal hören, was ihn und die Gruppe so ausmacht.
Neben ihm stehen schwarz gekleidet August Skipper (Vocals/Bass) und Saxon Jurgensen (Guitar/Programming) und sorgen für das Gerüst um die treibende, durchgehende Rhythmik. Der deutliche, mal schaurig emotionale mal fordernde und tiefe Gesang erscheint durchsichtig zwischen gerufen und gesungen und mit ausreichend Raum im Hintergrund, während sich der Bass aus einer Sammlung von Achteln bedient.
Jurgensens Klänge legen sich harmonisch einfach, unauffällig und melodisch eingängig und sehr wohl banddienlich dazu. Insgesamt ergeben sie einen für mich leicht typisierbaren Klang des New Waves, der etwas Electronic Body Music, etwas Beat, etwas Gothic und etwas Industrial in sich birgt. Die eingängig pulsierenden Trommeln Cowards versprechen Tanzbares – vielleicht zu Laserlichtern. Mitunter im letzten Stück taktiert eine Snare aus Roland-Drumsynthesizern durchgehend den Takt.
Ihr Label Golden Antenna Records nennt zur Umschreibung der neuen Zusammenkunft Bands wie DEAD CAN DANCE und SOFT MOON und erinnert an die Stimmung von PORTISHEADs „Third“. Und wenn der Roster schon eröffnet wurde, so füge ich die saubere Seite von THE CURE und die gothische Seite von CLAN OF XYMOX hinzu und schließe ihn zugleich wieder.
Textlich setzt sich die Gruppe mit Themen der Vergänglichkeit und Liebe auseinander. Nicht nur die Titel „We are not all dead“ oder „Religion“ („Religion falling through the windows of your mind, confusion calling you again…”) legen diese Auseinandersetzung nahe. Unterstrichen wird dies in „Before the storm“, dem sechsten Stück des Albums, durch den windigen Ausbruch der Songentwicklung in eine tiefer kältere Lage und Dramatik, die in dem nächsten Stück gleich weiter in einer Proklamation episch fortgetragen werden.
Insgesamt klingt es wie schon immer da gewesen auf einem Weg zwischen Muss und Belanglosigkeit. Der Drummer macht lediglich seine Arbeit, aber diese sehr treffend. Mir fällt es allgemein schwer, etwas Hervorstechendes zu finden und dennoch sage ich der Gruppe und ihrem ersten Ergebnis die Bedeutsamkeit aus Enthaltung und Verhaltensein nicht ab. So sehr das Gespann sich elegant fast in einem Schwung durch die 46 einhalb Minuten bewegt, so wenig rütteln sie an etwas Neuem. Keine Melodie hallt in meinem Ohr nach, doch die immer zu bleiben scheinende Stimmung schafft es, etwas in meinen Körper zu zeichnen, das den Tag über nicht von mir ablässt. Also nehme ich ein Etwas mit, ohne das gewisse Etwas näher erlebt zu haben: In einer Schachpartie von Ingmar Bergmans Antonius Block von Sydow und seinem Gegner dem Tod.