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ANTILLECTUAL – Start from scratch!

Wenn ich behaupten würde, dass man ANTILLECTUAL ihre Herkunft anhört, müsste ich lügen. Die Niederländer klingen nämlich wie eine typische Punkrockband aus den Staaten, kombinieren melodischen Punkrock mit Hardcore- und Emo-Anleihen und erinnern je nachdem, wie sie diese Bestandteile verteilen und auf welchem Tempolevel sie sich gerade befinden, an Bands wie PROPAGANDHI (deren Sänger Chris Hannah übrigens bei „Cut the ground from under our feet“ die Guest Vocals beisteuert), STRIKE ANYWHERE oder eine allseits bekannte Gainsville-Kapelle. Insgesamt überwiegen Songs im gedrosselten Tempobereich, und wirkliche Wutausbrüche findet man nur wenige, was insofern bemerkenswert ist, da ANTILLECTUAL sich als eine sehr politische Band verstehen und in ihren Texten überwiegend Themen wie Konsumwahn, Kapitalismus, Vegetarismus/Veganismus oder Nationalismus behandeln. Anstatt jedoch den musikalischen Vorschlaghammer zu schwingen, setzen ANTILLECTUAL lieber auf die aussagekräftigen Botschaften ihrer Texte und untermauern das, indem sie diesen im Booklet zusätzliche Linernotes beifügen.
ANTILLECTUAL machen auf ihrem dritten Album fast alles richtig. Es fehlen lediglich die ganz großen Hits, die man noch Stunden nach dem Hören des Albums im Ohr hat. Vielmehr bedarf es einiger Anläufe, um die Qualität von „Start from scratch!“ zu erkennen. Wenn einem das aber erstmal gelungen ist, erfreut man sich umso mehr an einem ausgereiften, aussagekräftigen Punkrockalbum mit einer ungewöhnlich langen Halbwertzeit.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.