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ALTE SAU – s/t

Der fließende Übergang zwischen Genie und Wahnsinn ist wohl bei kaum einem anderen deutschen Punk-Musiker so offensichtlich wie bei Jens Rachut. Mit Texten, angesichts derer so mancher Psychologe sicherlich mit einer Zwangseinweisung des Hamburgers in eine geschlossene Anstalt liebäugelt, hat er die deutsche Punk-Szene über Jahre geprägt und hat mit Bands wie ANGESCHISSEN, BLUMEN AM ARSCH DER HÖLLE, DACKELBLUT, OMA HANS und KOMMANDO SONNE-NMILCH nachhaltige Duftmarken gesetzt. Mit seinem neuesten Projekt ALTE SAU führt er zwar die Tradition skurriler Bandnamen fort, sagt dem typischen Punk-Sound jedoch ade und setzt stattdessen ausschließlich auf die akustische Begleitung von Schlagzeug und Orgel. "What the fuck?!" wird da der eine oder andere sicherlich beim ersten Hören des Albums denken, doch das Ergebnis klingt durchaus stimmig. Gesanglich unterstützt von Rebecca Oehms und dem Frauen-Chor DIE SIBIRISCHEN FALTEN (noch so ein kurioser Name!) wird hier die Brücke zwischen New Wave, Elektro-Pop und NDW-Punk geschlagen, während Jens Rachut seine Lyrik-Salven in altbekannter Manier rausfeuert. Insofern dürften auch die Fans der weiter oben genannten Bands einen Anknüpfungspunkt zu diesem Album finden, wenngleich Rachut hiermit einem Meilenstein wie beispielsweise dem DACKELBLUT-Klassiker "Schützen & fördern" bei weitem nicht das Wasser reichen kann. Aber wenn man ehrlich ist, hat das wohl auch niemand wirklich erwartet.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.