ALEXANDR VATAGIN – Serza

Zugegebenermaßen, dieses Album bekommt bereits Pluspunkte, ohne dass ich es vorher angehört habe, denn was ALEXANDR VATAGIN in der Wiener Subkultur so auf die Beine stellt, ist wahrlich beeindruckend. Als Inhaber des Labels Valeot Records, welches in diesem Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert und Musiker von gefühlt 50 weiteren Bands (u.a. TUPOLEV, PORT-ROYAL), weiß er dennoch, Musik sorgfältig zu betrachten.
Wie man es bereits vom Vorgänger „Shards“ kennt, mag es ALEXANDR VATAGIN minimalistisch. Klänge werden durchdacht platziert, wenig ist gerade genug. Auf „Serza“ zählen vor allem auch die Pausen, die Momente des Innehaltens, die durch Streicher, Piano und Bass abgelöst werden, die der junge Musiker allein oder mithilfe von Freunden in seinem Heimstudio in Wien aufgenommen hat. „Serza“ zelebriert zudem die Kunst des Sich-Zeit-Nehmes. Nicht nur, weil die Aufnahme und Fertigstellung mehrere Jahre in Anspruch nahm, sondern auch, weil die Känge wirken müssen. So entfaltet sich das Mittelstück „La douce“ nach und nach zu einem schönen Schwan, der sich zuerst schüchtern, dann in voller Pracht ausfaltet, um zum Schluss wieder in sich zu versinken und zu verschwinden.
„Serza“ ist eine halbstündige, schallplattengewordene Analogie zu Simplizismus, Ambiente-Definitionen und Purismus, die der Wiener Autodidakt in seinem Kämmerlein ausgefeilt hat. Somit ist es nicht nur ein spannendes, sondern auch ein meditatives Album, welches Zeit und Raum überflüssig macht.