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AGE.B.O. – Vom Jobcenter gezeichnet

AGE.B.O. bezeichnet sich selber als „Liedermacher, Künstler, Freak“. Andere wiederum würden ihn wahrscheinlich eher als Rapper bezeichnen, doch diese Bezeichnung wird seiner vielschichtigen Persönlichkeit bei genauerer Betrachtung nur unzureichend gerecht. Denn AGE.B.O. kommt ursprünglich aus der Punkszene, was sich zunächst einmal in seiner ausgeprägten DIY-Haltung widerspiegelt. So stammen neben den durchgehend kritisch-ironischen Texten und den Beats beispielsweise auch die Produktion sowie die Covergestaltung ausschließlich aus seiner Hand; und auch die Entscheidung, die Aufnahmen ausschließlich als Tape mit einer mikroskopisch kleinen Auflage von 50 Exemplaren sowie als kostenlosen Download anzubieten, entspricht bei normalen HipHop-Aktivisten nicht unbedingt der gängigen Praxis. Auf der anderen Seite muss man aber auch ehrlich sagen, dass man vor allem den Raps anhört, dass der Urheber noch nicht allzu lange in Sachen Sprechgesang unterwegs ist, denn der Reimstil ist mit Sicherheit noch ausbaufähig. Doch gerade diese Unvollkommenheit macht „Vom Jobcenter gezeichnet“ im Endeffekt schon wieder extrem charmant, unterstreicht sie doch wunderbar die Verweigerungshaltung, die in Texten wie „Moderne Technik“ an den Tag gelegt wird. Frei nach dem Motto: Scheiß auf Perfektion, hier zählt in erster Linie die Attitüde. Umso erfreulicher, wenn man dennoch das eine oder andere Highlight entdeckt, sei es der sehr unterhaltsame Text von „Künstlerleben“ oder der äußerst deepe Beat bei „Bitte geh…“. Also einfach mal abchecken, sofern es bei euch nicht immer nur Hochglanz-HipHop von der Stange sein muss!

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.