AARON STOUT – Queens live in caskets

Wie soll man in einem überschwemmten Genre wie dem des Singer/Songwriters noch Aufmerksamkeit erregen? Vermutlich, indem es einem zunächst erst mal herzlich egal ist, was die anderen so treiben. Und dann, indem man das einfache Bild vom melancholischen Künstler mit Gitarre so nicht erfüllt. Sicher hat auch AARON STOUT den größten Teil des Tages seine Gitarre umhängen. Aber was man mit so einer Gitarre alles anstellen kann, wenn man zudem auch ulkige Verzerrer und Effektpedale besitzt und wirklich keine Scheu davor hat, reichlich Gebrauch von jenen zu machen, dann kommt wohl sowas wie „Queens live in caskets“ dabei raus. Aus all dem Rauschen und Flirren schälen sich am Ende aber immer umwerfende Songs, respektive Geschichten heraus. Natürlich geht es aber auch reduzierter, lediglich mit spärlicher Gitarre und Mundharmonika etwa, um hier keine falschen Eindrücke zu erwecken. Dabei könnte dieser Mann auch gut und gerne auf jegliches Instrumentarium verzichten, denn: diese Stimme! So genau kann man nicht mal sagen, worin eigentlich deren Faszination besteht. Ist es vielleicht, weil sie immer ein wenig verwischt klingt, so als ob sie aus dem Zimmer nebenan oder doch zumindest aus der hintersten Ecke zu kommen scheint? Überhaupt liegt der eigentliche Zauber dieser Platte in der äußerst charmanten Lo-Fi-Homerecording-Ästhetik. In glatt produziert würde „Queens live in caskets“ gar nicht funktionieren. So könnte es auch gut sein, dass die scheppernden Becken eigentlich die scheppernden Töpfe beim Abwasch sind. Zugegebenermaßen melodische Töpfe, aber was ein richtiger Musiker ist, der kann auch melodisch abwaschen. Und währenddessen räumt Aarons Frau schon mal das Wohnzimmer auf, einen Arm immer ausgestreckt, das Mikrofon Richtung Küche haltend. Und zwischendrin brabbelt auch noch der Sohnemann auf die Aufnahme. Da bekommt der Begriff Homerecording eine ganz neue Dimension. Man kann es sich vorstellen, so ein Slackertyp ist dieser AARON STOUT. Lebt samt Familie in einem herrlich chaotischen Durcheinander irgendwo in Brooklyn, hat einen banalen aber genügsamen nine-to-five Job, hängt nach der Arbeit gerne ab und nimmt mal nebenbei noch ein staunendes Genre-Glanzlicht auf. Ganz unaufgeregt natürlich.
(Ach ja, hier erwähnte Familien- und Lebensumstände von AARON STOUT haben vermutlich nichts mit der Wahrheit zu tun, sondern sind lediglich imaginiert.)