Mit Lobeshymnen soll man bekanntlich vorsichtig sein, doch das Debüt von 206 glänzt mit diesem gewissen Etwas, der gewissen Eigenartigkeit, die solche Alben später als Klassiker identifizieren. Okay, soweit darf man sich nicht aus dem Fenster lehnen. Halten wir uns also an die Fakten. „Republik der Heiserkeit“ vereinigt all das Gute, musikalisch wie Intentionen, das die alten FEHLFARBEN, GANG OF FOUR, PYLON, ABWÄRTS oder DAF zu ihren Blütezeiten ausmachte. Aktuell bewegen sich vielleicht noch 1000 ROBOTA auf diesem Terrain. Zuerst fallen die Texte von Sänger und Gitarrist Timm Völker auf, persönlich, politisch und doch allgemeingültig. Selten wurde die aktuelle, republikanische Wirklichkeit in letzter Zeit so trefflich seziert. Die Musik dazu ist dürr, mager, staubtrocken, messerscharf und fällt einen immer wieder in wütender Raserei an. Die Gitarre beschränkt sich auf wenige Akkorde und Stakkatopassagen. Zusammengehalten wird das alles durch die stoischen Drums und einem grandios knurrigen, immer präsenten Bass. „Republik der Heiserkeit“ ist wegen der vielen eingängigen Songs schnell konsumierbar, doch so richtig Wirkung erzielt das Album erst nach mehrmaligem Hören, wenn man die Texte zur Gänze erfasst hat. „Keine Sonne keine Cola“, „Hallo Hölle“, „Goldjunge“, „Blutig im Schnee“ – alles Hits voller Relevanz und Brisanz. „Kratzer to the Top“, das fulminante „Baader“, „Borniert“, Kältester Tag der Welt“ und „Sachlich“ wüten im Ohr. Kein Platz für Pop. Das ist Punk wie er mal war und kaum noch ist. „Was bleibt mir übrig, als mit meiner Armut anzugeben?“. Das nach der Summe ihres Körpergewichts benannte Trio aus Halle hat wirklich ein grandioses Debüt hingelegt. Und wenn mit „Silbermühle“, „Der Junge von heute“ und dem Titelsong nicht drei verzichtbare Songs dabei wären, hätte ich jetzt das Prädikat „Klassiker“ ausgerufen.