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DER FEINE HERR SOUNDSO – Wann, wenn nicht irgendwann?

 
Ein paar Worte vorab: Zunächst einmal ist der Albumtitel selbstverständlich zur aktuellen Zeit mehr als gut gewählt. Denn wann, wenn nicht irgendwann, ist es an der Zeit, die finnische Entspannungsmethode „Kalsarikännit“ in ihrer Wortbedeutung einfach mal auszuprobieren? Und dieses eine Irgendwann könnte dann wohl jetzt sein, während andere Vorhaben auch weiterhin auf ein hoffentlich nicht allzu fernes Irgendwann geschoben werden müssen.
Nun denn. DER FEINE HERR SOUNDSO haben ihr (oder hat sein?) erstes Fulltime-Album herausgebracht. Und es bleibt, wie es war: Erste Akkorde, erste Zeilen – und schon hat dich das Quartett aus Hamburg wieder an der Angel. Alleine schon mit „Ein bisschen Sex / ein bisschen -ismus / ein bisschen Heimat / ein bisschen Stolz“ macht DER FEINE HERR SOUNDSO klar, wohin die Reise gehen wird.
Wie auch schon auf „Beweisstück A“, der ersten EP der Band, schallt hier kluger, schneller, fast schon klassischer Punk aus den Boxen. Klar, dass hier Vergleiche in den Kopf kommen (TURBOSTAAT sei hier von mir genannt), aber schnell sind die Gedanken wieder bei „Wann, wenn nicht irgendwann?“ und ganz bei den Songs des Albums. Man möchte es gerne politisch nennen, doch, wie uns die Band auf ihrer Homepage wissen lässt, fände sie das irreführend. Nun gut, nennen wir es gesellschaftsrelevant, gesellschaftskritisch, beobachtend, erleuchtend, bereichernd. Es wird hier auch kein Thema ausgelassen oder verweigert, wie beispielsweise auch in „Firlefanz“ mehr als deutlich wird. Ob Social Media, dass auch Punk älter wird, Corona, sexuelle Übergriffe oder natürlich auch das Lebensgefühl in Eppendorf (hust!). All diese Themen handelt DER FEINE HERR SOUNDSO hervorragend in 33 Minuten ab, wirft Schlaglichter auf die dunklen Ecken, versucht Möglichkeiten zu finden, sie zu erhellen oder uns wenigstens auf die Dunkelheit aufmerksam zu machen. Und, ganz nebenbei bemerkt, hat „Wann, wenn nicht irgendwann?“ auch meinen Wortschatz um zwei Wörter erweitert: „Antitüde“ sowie „Vergangenheits-Schlussverkauf“. Auch dafür Danke, viel mehr aber noch für dieses wirklich gelungene Punkalbum, das so klassisch wie aktuell ist. Hört das nicht irgendwann. Hört es jetzt!
 
 

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.