OIRO – Gruppe ohne Therapie

Die selbsternannten „Mofapunks“ von OIRO gehören zu jenen Bands, die engagierten Plattensammlern Schweißperlen auf die Stirn treiben: Seit ihrer Gründung 2001 haben sie bereits eine wahre Flut an Veröffentlichungen rausgehauen, wobei die Düsseldorfer ein besonderes Faible für 7″-Singles zu haben scheinen. So gipfelte der Veröffentlichungswahn der Band zuletzt in einer fünfteiligen Single-Serie, die in Form von „Gruppe ohne Therapie“ nun noch einmal auf einem einzigen Longplayer zusammengefasst wurde. Das Besondere dabei: Jedes der fünf Bandmitglieder durfte federführend das Songwriting für jeweils eine der EPs übernehmen. Dementsprechend vielfältig fallen die Ergebnisse aus. Während die von Bassist Vander verantwortete EP „Wenn Leila Wasser holt“ stilistisch noch als typische OIRO-Scheibe durchgeht und auch der Beitrag von Schlagzeuger Tomo-01 eindeutig das Punkpublikum anspricht, geht es an anderer Stelle geradezu skurril zur Sache. So schockiert „Love ist nicht mein Ding“ beispielsweise mit einer fiesen Thrashmetal-Attacke, und ein Stück wie „Ozean der Anarchie“ würde auch einem STEPHAN REMMLER gut zu Gesicht stehen. Summa sumarum erwarten den Hörer auf dieser Compilation also 19 herzerfrischende Stücke, die irgendwo zwischen KOMMANDO SONNE-NMILCH, den GOLDENEN ZITRONEN und dem nackten Wahnsinn einzuordnen sind. Auch für diejenigen, die die einzelnen Singles bereits besitzen, ist „Gruppe ohne Therapie“ ein Pflichtkauf – schließlich will die Plattensammlung ja vervollständigt werden.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.