Einige Leute scheinen dieses Corona-Ding immer noch nicht verstanden zu haben. Da finden nun nach langer Zeit endlich (!!!) wieder Konzerte statt, und dann beschwert sich eine Knallschote in der Kommentarspalte des Molotow bei Instagram darüber, dass ihn das Hygienekonzept in Form von „Schnelltest + Kontaktbla + Maske + fester Sitzplatz“ nervt. Abgesehen davon, dass sich das Molotow diese Vorgaben nicht selbst ausgedacht hat, sondern es sich hierbei um verbindliche Auflagen aus der Eindämmungsverordnung der Stadt Hamburg handelt, die Grundvoraussetzung sind, um wieder Veranstaltungen durchzuführen, scheint besagter Instagram-User kognitiv nicht in der Lage zu sein zu verstehen, dass Denk- und Verhaltensweisen wie die Seinigen überhaupt erst zu der Situation geführt haben, in der wir heute stecken. Insofern bin ich persönlich sogar ziemlich froh, wenn solche Personen von sich aus beschließen, den unter diesen Bedingungen stattfindenden Veranstaltungen fern zu bleiben und andere nicht durch ihr eigenes Verhalten gefährden.
Ich jedenfalls fühle mich bei den „Corona“-Konzerten im Molotow Backyard immer pudelwohl und möchte dem Club und vor allem seinen Mitarbeitenden an dieser Stelle mal ein Lob aussprechen! Coole Leute, die sehr verantwortungsvoll ihren Job machen und dabei trotz allem gute Laune versprühen. Entsprechend groß war auch meine Vorfreude auf das zweite Konzert dort innerhalb von nur zwei Wochen. Und wie bereits bei der „Pineapple Party“ stand auch diesmal Punkrock auf der Speisekarte, wenngleich das Line-Up in Form einer Deutschpunk- sowie einer Pop-Punk-Band für so manchen Konzertgast auf den ersten Blick möglicherweise ein wenig unkonventionell erschien. Hintergrund dieser Konstellation ist, dass ursprünglich die DEE CRACKS als zweite Band für das Konzert vorgesehen waren, diese jedoch absagen mussten. Stattdessen bekam das Publikum nun also Deutschpunk von der NOTGEMEINSCHAFT PETER PAN vor den Latz geknallt. Dass der Funke trotz eines ebenso sympathischen wie couragierten Auftritts des Trios dennoch nicht zu 100% auf das Publikum übergesprungen ist, liegt vermutlich daran, dass Lieder wie „Zigarettenautomatin“, „Helikopter-Eltern“ oder „Kein Existenzrecht“ im Grunde genommen für schweißtreibende Pogo-Exzesse in autonomen Zentren maßgeschneidert sind und unter den hier gegebenen Bedingungen nur bedingt funktionieren.
Insofern hatten es THE HAERMORRHOIDS ein wenig einfacher, denn mit ihren fluffigen Pop-Punk, der an Fat Wreck-Bands wie TEENAGE BOTTLEROCKET oder die RIVERDALES erinnert, kann man gerade an lauen Sommerabenden wie diesem im Grunde genommen nicht viel verkehrt machen. Die größte Herausforderung bestand somit darin, zwei neue Bandmitglieder in Form des Bassisten und eines Gitarristen zu integrieren, was (zumindest aus der Zuschauerperspektive aus zu beurteilen) auch reibungslos gelang. Ansonsten ein schön kompakter Auftritt, auf Ansagen wurde, abgesehen von den obligatorischen „1–2–3–4“-Einzählern, weitestgehend verzichtet und dafür lieber ein Song nach dem nächsten runtergebraten. Insofern lässt sich auch die zweite von mir in diesem Jahr besuchte Live-Show als Erfolg verbuchen und auf einen guten Konzertsommer hoffen. Zumindest für diejenigen, die bereit sind, sich mit den Hygienekonzepten der Veranstaltenden zu arrangieren.