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MONOTEKKTONI – Love your neighbour? No, thanks.

MONOTEKKTONI alias Tonia Reeh meldet sich mit einem neuen Hard Listening-Album aus Berlin. Die Musikerin und Künstlerin fährt ein weiteres Mal mit einem gewaltigen Geschwader an Krach auf und lässt dabei ihrem Unmut freien Lauf. Das äußert sich in kaum zu steigerndem Heavy Electronic Listening, bösem Minimal, gepaart mit viel Geschwindigkeit, Experimental und Independent.
Wo ihr letztes Album „How to reduce power consumption to a minimum“ noch so etwas wie Emotionen anlässlich einer als trostlos und deprimierend empfundenen Umwelt andeutete, sind jetzt in elf Stücken nur noch Wut und Sarkasmus zu hören. Und sie regt sich nicht über einen herzlosen Ex-Lover auf, sondern über gesellschaftliche und politische Phänomene wie zum Beispiel über Cybersex („Civilisation kills sex magick“) – „Are you afraid of HIV? Do you wanna fuck with me? Cyberspace does make it feel more real“ – oder über G. W. BUSH („Excuse me, Helen – but what is with my freedom?“). Sie spricht also über Sachen, die „uns alle“ betreffen. Und sie will scheinbar auch, dass wir genau wissen, was ihre englischen Texte bedeuten, immerhin sind die Lyrics von drei Stücken im Booklet abgedruckt. Nur wird es dann doch wieder sehr persönlich, wenn sie BUSH – „The biggest murderer alive on earth“ (woher weiß sie das?) – sagt, er soll nach Hause gehen, weil sie ihm sonst ins Knie schießt.
Das Design ist allerdings wieder mal gelungen: in Pappe, hellgrün (Frühling!) und davor viele schöne, ausgestopfte Tiere. Vorne drauf der Widder auf der Felsspitze, kündigt schonmal an, was auf dem Album passiert. MONOTEKKTONI treibt alles auf die Spitze und haut einfach drauf. Da bleibt weniger der Endruck einer ernstzunehmenden Anklage als der eines enttäuschten Mädchens, das seine Ideale in der Realität vermodern sieht und nun verdammt aggressiv auf alles reagiert, was sich bewegt. Doch ihre Wut zielt ins Leere. Es kann sein, dass ihre Art des Aggro-Electros live ganz gut kommt (schnell zu testen, denn sie tourt im April und Mai durch Europa!), auf dem Album ist er aber ein ziemlich anstrengender – Reinfall.