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MOGWAI – 06.02.2025, Große Freiheit 36 (Hamburg)

Voll war es in der Großen Freiheit, als sich die Postrock-Legende MOGWAI am Donnerstag wieder einmal die Ehre in Hamburg gab. Es war der zweite Gig auf ihrer 50 Stationen umfassenden Welttour. Zuvor durfte ich noch den ruhigen Tönen der schottischen Songwriterin KATHRYN JOSEPH lauschen, die mit zartem, entrückten Gesang und minimalistischen Klanglandschaften eine atmosphärische Einstimmung auf das Konzert Ihrer Labelkollegen gab und sich mehrmals beim zugewandten Publikum bedankte.

Als dann die Glasgower Gruppe um Bandleader Stuart Braithwaite pünktlich um 21 Uhr die Bühne betrat, wurde ihr Auftritt mit den ersten Minuten der Single „Gods gives you back“ aus ihrem neuen Album relativ beschwingt und Keyboard-lastig eröffnet. Die Lautstärke steigerte sich und wurde spätestens durch die berühmt-berüchtigten Noise-Eruptionen MOGWAIs im zweiten, ebenfalls neuen Song aufgebrochen, die dem geneigten Fan Gänsehaut verschafft und die in Mark und Bein gehen. Wie habe ich das vermisst!
Mag es nun an den weltweit unruhigen Zeiten liegen, das die Musik MOGWAIS gerade wieder so tröstlich und kathartisch auf mich wirkt? Oder ist es dem Umstand geschuldet, dass ich gerade die letzten beiden Alben als sehr überzeugend empfand und einfach auch deshalb wieder drin bin in ihrer musikalischen Welt? Vielleicht beides. Zwar wurde die Größe der Schotten schon mit Klassikern wie ‚Rock action‘ oder ‚Mr. Beast‘ vor vielen Jahren zementiert, aber ein wirklich schwaches, reguläres Studioalbum gab es von der Band meiner Meinung nach nie. Ich hatte sie nur einige Jahre etwas aus den Augen und Ohren verloren.

Mich haben sie an diesem Abend mit ihrer Meisterschaft des Laut/Leise, von Sanftheit bis hinüber zu ihren massigen, apokalyptischen Wall of Sound-Wänden auch live wieder einmal in ihren Bann gezogen. Die mit den Jahren obligatorisch gewordenen, oft mit Vocoder verfremdeten Gesangsparts durften auch nicht fehlen.
Zuletzt sah ich sie ein paar Meter weiter im benachbarten Grünspan, damals noch mit dem 2015 ausgestiegenen John Cummings. Was dem Sound aber keinen Abbruch tat, da die Band einen mir unbekannten Gastmusiker dabei hatte. Ansagen gab es zwischen den Stücken so gut wie keine. Doch man merkte gerade Frontmann Stuart den Spaß an der Sache an. Zwischen den mitunter auch traurigen Melodien der Songs und apokalyptisch anmutenden Soundeskapaden setzte er einen Kontrastpunkt mit seiner bewegungsstarken Bühnenperformance und seinen wiederholten Danksagungen für die Treue an das sehr dankbare Hamburger Publikum.
Mit zwei Songs der klassischen Alben „Come on die young“ und „Young team“ fand das Konzert hypnotisch und noisig einen würdigen Abschluss.

Wie ich in einem Interview las, hatten diverse Bandmitglieder in den letzten Jahren mit einigen privaten
Schicksalsschlägen zu kämpfen. Die Arbeit an ihrem neuesten Werk „The bad fire“ habe wie eine Therapie gewirkt, wie Keyboarder Barry Burns erzählte. Man will es sofort glauben, dass auch die Live-Auftritte für die Band mehr als nur ein Job sind. Nach 30jähriger Bandgeschichte sind MOGWAI so etwas wie eine Instanz des sogenannten Postrocks. Souveränität gepaart mit immer wieder überraschenden Wendungen und Instrumentierungen setzen sie ab von anderen Bands aus dieser Genre-Schublade. Sie umarmen dabei mit ihrem Sound die Melancholie und gewinnen ihr eine Kraft ab, die in dieser Tiefe aktuell meiner Meinung nach nur wenige Bands besitzen. Es scheint trotz der Dunkelheit immer auch ein Licht am Horizont in ihrer Musik. Genau das richtige Mittel in dieser Zeit.
Danke MOGWAI wieder einmal für diesen großartigen Abend!