GOGO PENGUIN sind spätestens mit ihrem dritten Album richtig durchgestartet. Seitdem werden sie sowohl auf Jazz- und Klassik-Festivals gebucht, genauso gern aber auch auf dem Haldern Pop, dem berühmten Coachella Festival und demnächst in der Elbphilharmonie. Wie machen die das? Wir sprachen mit Nick Blacka, dem Kontrabassisten des Manchester Trios.
Auch wenn der Vertrag schon ein Weilchen zurückliegt: herzlichen Glückwunsch zu dem Signing mit dem renommierten Jazzlabel Blue Note. Stimmt es, dass der Deal mit Labelchef Don Was auf dem Überjazz Festival in Hamburg eingetütet wurde?
Ja, das stimmt. Ein paar Tage vor dem Konzert hörten wir, dass Blue Note vielleicht zum Gig kommt, und schon kurz danach hingen wir mit Don Was und Nicolas Pflug, den Köpfen von Blue Note Frankreich, in Hamburg ab und sprachen über Musik. Eine Woche später lag der Vertrag auf dem Tisch. Die ganze Sache mit Blue Note ging so schnell, dass man es gar nicht richtig begreifen konnte. Wir haben auf dem Überjazz nun schon mehrere Male gespielt, aber aus diesem Grund wird es für uns immer ein besonderer Ort bleiben.
Die Entstehung von GOGO PENGUIN reicht zurück bis zum Royal Northern College in Manchester, wo ihr zusammen studiertet und “neue Musik” schaffen wolltet.
Genaugenommen haben wir uns erst nach dem College zusammengetan. Chris (Pianist, Anm. d. Verf.) und Rob (Schlagzeuger, Anm. d. Verf.) gingen beide zum RNCM in Manchester und ich zum Leeds College of Music, aber bis zu ihrem Abschluss hatten die beiden nicht viel miteinander zu tun, und musizierten nicht zusammen. Zunächst hatten sie noch einen anderen Bassisten und luden mich nach zirka einem Jahr ein. Wir kannten einander aus der Manchester Szene und hatten alle in verschiedenen Bands schon mal zusammen gespielt, aber bis GOGO PENGUIN sind wir nie zu dritt zusammengekommen.
Auch wenn ich Euer Debütalbum mag, finde ich, dass ihr Euren eigenen Stil erst auf „v2.0“ wirklich gefunden habt. Wie betrachtest Du Eure musikalische Entwicklung, wenn Du zurückblickst?
In der ersten Besetzung von GOGO PENGUIN hatte ich, wie gerade ja schon erwähnt, noch nicht mitgespielt. Es lief aber noch nicht so rund, und so kam ich nach „Fanfares“ und wir schrieben zusammen „v2.0“. Das ist auch der Grund, warum das Album „v2.0” heißt: es ist wie eine zweite Version der Band, wie ein Neuanfang. Jeder von uns ist stolz auf „Fanfares”, weil es die Aufmerksamkeit auf die Band lenkte, aber zugleich fühlt sich “V2.0” mehr wie unser Debüt an, weil wir erst dort den Sound fanden, der eigentlich schon zu Beginn gesucht wurde.
Im Presseinfo las ich, dass Ihr viele Eurer Songs zunächst als elektronische Stücke auf Logic oder Ableton komponiert und erst im zweiten Schritt in analoge Musik übersetzt habt. Ist das nicht nahezu das Gegenteil vom klassischen Jazz, den ihr ja studiert habt? Oder improvisiert ihr dann erst im zweiten Schritt?
Ja, nicht wenige Songs von “Man made object” sind so entstanden. Aber dem wird, meiner Meinung nach, zu viel Bedeutung beigemessen. Wir arbeiten alle sehr unterschiedlich im Songwriting, Rob macht das eben auf seinem Notebook und hat viele Songs zum neuen Album beigesteuert. Allerdings sind dies oft nur die Grundideen, die weiterentwickelt werden, neue Stellen wurden zusammen komponiert, und so klingt das Ergebnis oft sehr anders als die ursprüngliche Version auf Logic.
Vielleicht kann man vieles in unserer Musik als Gegenbegriff zu dem ansehen, was wir studiert haben. Wir haben einfach studiert, um uns so viel Wissen über Musik anzueignen wie möglich.
Ich glaube, viele Regeln in der Musik werden selbst auferlegt. Es gibt aber keine Regeln für unser musikalisches Set. Wir machen Musik, die uns zuallererst und vor allem begeistert und wir haben Spaß, im zweiten Schritt daran weiterzuarbeiten. Im Normalfall komponieren wir zunächst eine Idee und arbeiten dann an Wegen, um Flexibilität für Improvisationen hinzuzufügen. In der Vergangenheit haben wir auch daran gearbeitet, dass wir ein Album live anders umsetzen. In der Regel lassen wir bei Konzerten mehr Platz für Improvisationen als auf dem Album.
Ihr werdet einerseits mit klassischen Komponisten wie Debussy und andererseits mit elektronischen Künstlern wie SQUAREPUSHER und APHEX TWIN verglichen. Was hört ihr tatsächlich, und beeinflussen diese Bands auch eure Musik?
Ja, natürlich. In unserer Band sind drei Individuen, die alle leicht verschiedene Einflüsse und einen etwas anderen Geschmack haben, aber wir haben auch Gemeinsamkeiten. Der offensichtlichste gemeinsame Nenner ist Electronica. Chris ist ein klassisch ausgebildeter Pianist, Rob hat klassische Musik studiert und ich Jazz, aber wir haben uns beide in der Jazz Szene von Manchester kennengelernt. Wir lieben viele verschiedene Stile und Komponisten, inclusive denen, die du genannt hast. Wie bei jedem anderen auch, ändern sich unsere Geschmäcker ständig, und wir halten immer Ausschau nach neuen Sachen, die uns begeistern. APHEX TWIN und SQUAREPUSHER waren und sind ein großer Einfluss für uns, aber wir hören nicht ausschließlich deren Alben.
Es scheint so, als ob man Euch in verschiedene Schubladen stecken könnte. Ihr habt bereits auf vielen Jazz Festivals gespielt, aber auch auf dem Beethoven-Fest in Bonn und im letzten Jahr auf dem großen Coachella-Festival in den USA. Wo fühlt Ihr Euch am besten aufgehoben?
Wir finden es super, dass wir in so verschiedene Szenarien passen, und jedes davon hat seine eigene Atmosphäre. Wir sind glücklich, dass wie für so verschiedene Sachen gebucht werden. Es ist schwierig zu sagen, wo wir uns am wohlsten fühlen. Wir haben überall tolle Erfahrungen gesammelt. Für uns sind Konzerte Erlebnisse, die man zwischen Publikum und Band teilt. Wenn jeder das so fühlt, wird es ein besonderer Moment. Dann ist es vollkommen egal, wo man sich gerade befindet.
Beim Überjazz-Festival 2016 verriet mir Chris, dass man vielleicht 2018 mit einem neuen Album rechnen kann. Was sind Eure Pläne für die Zukunft?
Momentan arbeiten wir an neuem Material, für unser kommendes Album, das 2018 erscheinen wird. Wir werden in diesem Jahr ein wenig touren, aber nicht so viel wie 2016, um uns hauptsächlich aufs Songwriting konzentrieren zu können.
Letzte Frage: United oder City?
Wenn ich mich zwischen den beiden entscheiden muss: City. Chris und Rob mögen keinen Fußball, aber ich bin Fan von Leeds.