„Ihr steht aber verdammt weit weg“, ließ Brookln das Publikum wissen. „Ich erinnere mich nur an zwei Konzerte mit RUE ROYALE, wo der Abstand zum Publikum ähnlich groß war. Einmal spielten wir auf dem Watt en Schlick-Festival auf einer schwimmenden Bühne, die nur mit einem Steg mit dem Strand verbunden war. Das andere Mal waren wir auf einem Festival in Belgien. Wir standen auf einer Bühne, das Publikum unter einem kleinen Partyzelt in etwa 30 Meter Entfernung. Da kam wirklich null Stimmung auf!“
Über schlechte Stimmung brauchte er sich heute ganz sicher nicht zu beklagen. Und wenn Brookln zum Storytelling ansetzt, hat er die Lacher sowieso sofort auf seiner Seite. Man mag es fast kaum glauben, dass sein XXL-Strohhut dazu dient, sein Gesicht zu verstecken, weil er sich mitunter so verloren fühlt. Doch wer kann schon in das Seelenleben anderer schauen.
Dass die Musik des Singer/Songwriters jedoch die Herzen seiner Zuschauer berührt, ist offensichtlich. Überall glückselige Gesichter, und wenn er Singles wie „Maybe October“, „This here island“ oder „Back and forth“ anstimmt, dauert es auch nicht allzu lange, bis die Handys gezückt werden. Dass auf dem „Draußen im Grünen“ in diesem Jahr die Stühle entfernt bzw. recht weit nach hinten gerückt wurden, kann man in diesem Zusammenhang nur begrüßen. Denn selbst bei so zartem Indiefolk möchte man doch ein wenig mitwippen, sich in den Arm nehmen oder auch mal die Position wechseln, wenn vor einem zufällig ein Riese steht.
Heute waren DEKKER übrigens nur zu zweit unterwegs: Brookln an der Gitarre/Gesang, begleitet von Stefan Wittich an den Drums und Percussions. Als wir DEKKER das letzte Mal (auf dem oben bereits erwähnten Watt en Schlick-Festival) in Varel sahen, standen sie noch als Trio mit Bass und Keyboards auf der Bühne, doch im Grunde würden schon die zarten Gitarrenklänge in Kombination mit seiner warmen Stimme genügen, um zu funktionieren.
Einen kleinen Kritikpunkt gab es seitens des Musikers am Ende aber doch. Als er einen brandneuen Song ankündigte, den er noch nie zuvor live gespielt habe, und die Reaktionen des Publikums für seinen Geschmack zu verhalten ausfielen, wiederholte er seine Ankündigung noch mal. Etwas mehr Applaus und seine augenzwinkernde Antwort „Ach, Hamburg ist einfach toll!“
Bevor es zurück nach UK geht, wo die Tour im Herbst fortgesetzt wird und im Oktober/November auch noch mal nach Deutschland führt. Eigentlich genau das Richtige gegen triste Herbststimmung!