DAMPFMASCHINE – I love my body

Seit Jahren verweigere ich mich standhaft der Anschaffung eines gut sortierten Werkzeugkastens und versuche, alle in meinem Haushalt anfallenden handwerklichen Aufgaben lediglich mit einem sogenannten „Leatherman“ zu bewältigen. Das nützliche Allround-Werkzeug half mir bereits in zahlreichen Lebenslagen, doch erstmalig kam das kompakte Metallutensil nun auch beim Öffnen einer CD-Verpackung zum Einsatz. Weshalb man beim Auspacken einer CD Werkzeug benutzen muss? Weil die Herrschaften der Band DAMPFMASCHINE die Promo-Version ihres Debüt-Albums zwischen zwei in der Mitte mit einem Loch versehenen Pappdeckel gelegt haben und das Ganze mit einer dicken, oxydierten Schraube und der dazugehörigen Mutter anständig festgeschraubt haben. Ähnlich martialisch wie diese Aufmachung wirkt der Sound der Osnabrücker Band, die meines Wissens aus dem Dunstkreis der Turbojugend stammt: Kraftvoller, rotziger Punk’n’Roll mit (deutschsprachigen) Texten, die gelegentlich mit dem Wahnsinn zu liebäugeln scheinen. Passend dazu wurde das komplette Album unter der Reglergewalt von Claus Grabke (ehemals Rampensau bei THUMB und den ALTERNATIVE ALLSTARS) in nur einem Take als ungeschnittene Livesession eingeprügelt und wirkt somit rau wie Schmirgelpapier. „I love my body“ ist also gewiss kein Album für musikalische Feingeister, sondern rockt kompromisslos drauf los. Und sollte die DAMPFMASCHINE wider Erwarten doch mal ins Stocken geraten, so lassen sich die Probleme bestimmt mit Hilfe eines „Leatherman“ spielend beheben.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.