CERBERUS SHOAL – The land we all believe in

Nicht verwunderlich, dass ich bei der Suche nach CERBERUS SHOAL im Netz zunächst über eine Death Metal-Band gestolpert bin, die CERBERUS heißt. Denn der Kerberos ist in der griechischen Mythologie ein Hunde-Ungeheuer, das den Eingang zur Unterwelt bewacht. Hier nun haben wir es gleich mit einer ganzen Schar dieser Wesen, nämlich mit sieben an der Zahl, zu tun, aber zum Glück nicht mit Death Metal. Denn CERBERUS SHOAL machen Indie, der sich in keinster Weise einordnen lässt. Und das bereits seit 1994 in unglaublichen elf Alben. Von denen ich nicht ein einziges kenne, was ich aber nach „the land we all believe in“ schleunigst nachholen werde. Erlaubt ist, was gefällt und benutzt werden darf dabei alles, was Geräusche macht.
Casio-Orgel, Gospel-Chor, Kirmes, Free Jazz, Pop und Kermit-der- Frosch-Gesang schaffen sie in weniger als vier Minuten und nennen es brillanterweise „Pie for the president“, was die politschen Seitenhiebe, die schon im Titel der CD anklingen, noch einmal unterstreicht.
Sechs Lieder bringen es hier auf eine Spielzeit von über einer Stunde, obwohl zwei von ihnen unter der fünf Minuten-Marke bleiben. Und das schaffen sie fast ohne ewig lange Songaufbauten, Strukturen im Sinne von Strophe und Refrain findet man hier wenig, immer passiert irgendetwas Unerwartetes, und das gilt für die zahlreichen Instrumente, wie für die sowohl männlichen als auch weiblichen Stimmen. Denkt man anfangs noch an Mimi Parker von LOW, hat man es in Lied zwei stellenweise mit NICK CAVE-ähnlichem Gesang zu tun, während TOM WAITS für die Musik verantwortlich gewesen sein könnte. Ein Lied weiter scheint DIAMANDA GALAS nicht weit zu sein, bevor ein Erzähler in der zweiten Hälfte, leise beginnend, Beschwörungsformeln vor sich hin murmelt und sich langsam bis zum Brüllen steigert. Das alles streift nur selten am Wahnsinn vorbei, meistens ist es mittendrin, doch hört es sich, zwar oft anstrengend, jedoch fast immer fantastisch an. Ein Kunstwerk.