ATTACK IN BLACK – Marriage

“Marriage” stellt das Debüt der Band aus Ontario, Kanada dar. Ein weiteres Debüt in einer Zeit, wo sich das Musikbusiness zum Großteil aus Debüts und / oder Einheitsbrei definiert. Umso schöner, wenn das eine und andere dieser Debüts sich als Perle erweist. ATTACK IN BLACK erfinden das Rad des Indierocks sicherlich nicht neu, aber sie bringen gleich dieses gewisse Quentchen Individualität mit, das sie aus dem großen Meer der Erscheinungen heraushebt. Ihre Songs sind einfache Rocksongs, geprägt vom Old School Rock and Roll, wie vom emotionalen Punkrock amerikanischer Prägung. Aber man findet auch Spuren von Folk und von den großen amerikanischen Songwritern in ihren Kompositionen wieder. Und schlussendlich haben ATTACK IN BLACK den Mut, hier ein Saxophon und dort eine Trompete so geschmackvoll unter ihre munteren Gitarren zu mischen, dass nicht mal Gebläsekritiker das Handtuch werfen können. Hautsächlich bewegen sich ATTACK IN BLACK im weiten Feld des energischen emotionalen Rocks. Früher hätte man Emo gesagt, noch früher Powerpop. Ab und an gibt man sich auch ganz betont konservativ und liefert, wie mit „Inches and ages“ und „Northern towns“ fast lupenreinen Americana, countryrockiges mit „Footprints“ oder mit „If all I thought were true“ eine Ballade wie aus dem Repertoire der WEAKERTHANS ab. Zum Schluss gibt es noch mit „Chimes and church bells“ eine stimmungsvolle Ballade auf dem Harmonium. „Marriage“ knüpft dort an, wo zum Beispiel die GET UP KIDS einst aufgehört haben. Gefühlvoller emotionaler Gesang, der, an den richtigen Stellen, auch mal heiser und kehlig wird, aber nie in künstliches Geschrei abkippt, Melodien wohin das Ohr hört und immer wieder diese Unbekümmertheit, mit der hier einfach drauflos gespielt wird, die einen an so einige der alten Lieblingsbands und –alben erinnert, ohne einen schnöden Aufguss aufzutischen. So lange es immer wieder solche Perlen gibt, braucht einem um den Indierock nicht Bange werden. Nur Neues, Innovatives, Experimentelles findet man auf „Marriage“ nicht. In Amerika hat die Band übrigens schon den Nachfolger „The curve of the air“ am Start, der angeblich etwas ruhiger und folkiger sein soll. Wann der allerdings hier erscheinen wird und ob überhaupt, liegt noch außer Sicht, irgendwo hinter der nächsten oder übernächsten Luftkurve.