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WALTARI – Release date

Ein neues WALTARI-Album erinnert mich irgendwie immer ein bisschen an meinen alten Mixer. Man haut verschiedenste Zutaten rein, drückt auf den roten Go-Knopf und am Ende weiß man nie so richtig, was rauskommt. Und auch mit „Release date“ zelebrieren die verrückten Finnen wieder auf eindrucksvolle Weise, aus welch verschiedenen Zutaten eine opulente Metal-Mahlzeit so alles bestehen kann. Hier ein bisschen schrabbelige Gitarren, da eine Prise Techno und Dancefloor und zwischendurch noch ein Ethno-Frauchenchor – WALTARI machen vor keiner Musikrichtung halt und vermischen in ihrem Gesamtsound wirklich alles, was notenmäßig nicht niet- und nagelfest ist. Dass dieses eigentümliche Metal-Gebräu auch funktioniert, zeigt sich am ehesten an den kurzen Songs des Albums. Der flotte Opener „Get stamped“ und das luftig launige „Big sleep“ machen mit ihren tollen Melodien einfach mächtig Spaß und animieren schon nach dem ersten Hören zum Mitsingen. Auch „Let’s puke together“, „Hype“ und „Sex in the beergarden“ (was für ein geiler Titel!) kommen schnell auf den Punkt und bestechen vor allem durch den facettenreichen Gesang von Sänger Kärtsy Hatakka. Höhepunkt des Albums ist jedoch „Wish i could heal“, das in acht Minuten wirklich alle Stärken von WALTARI in einem Song bündelt. Grunz-Vocals, Death-Metal-Gitarren, Clean Vocals, zuckersüße Keyboard-Einschübe und ein monstermäßiger Refrain vereinen sich in „Wish i could heal“ zu einem saugeilen Ohrwurm, den man einfach nicht mehr aus dem Ohr bekommt. Soweit ist also alles im grünen Bereich. Allerdings gibts mit dem 37(!) minütigen Epos „Cityshamaani“ auch noch einen Song auf dem Album, über den sich trefflich streiten lässt. Hier übertreiben es WALTARI und kommen einfach nicht so richtig aus dem Quark. Überlange Techno-Parts, nervig progressive Frickelpassagen und keine wirklich zündenden Melodien und Refrains lassen den Song am Ohr vorbeiziehen, ohne dass so richtig was passiert wäre. Da war die legendäre Death Metal-Oper „Yeah yeah die die“ schon von ganz anderem Kaliber. Was bleibt, ist ein Album, das gerade bei den kurzen Nummern mächtig vom Leder zieht, aber leider bei der überlangen Nummer bei weitem nicht das WALTARI-Niveau vergangener Tage erreicht. So, ich summ jetzt aber erstmal weiter zum grandiosen „Wish i could heal“, denn allein deswegen lohnt sich der Kauf der CD.