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ROZI PLAIN – Joined sometimes unjoined

Wer auch immer die Adjektive erfunden hat, Dank gebührt ihm, denn ohne sie wäre es sehr schwierig, dieses Werk zu beschreiben. Geheimnisvoll wie ein spinnwebenverhangenes Zimmer, dabei so zauberhaft wie ein romantisches Märchen und so zart wie die letzte Schneeflocke an einem angewärmten Fenster. Und dazu eine seltsam unpassend anmutende Steeldrum. So beginnt ROZI PLAINs Album „Joined sometimes unjoined“. Um dann in der Mitte des zweiten Songs „Humans“ fast schon rockige Züge anzunehmen, wild, aufpeitschend und treibend. Die Stimme der 26jährigen aus Winchester tröpfelt mal zart und kann es zu einem anderen Zeitpunkt mit manch einer Rockröhre aufnehmen. Hinzu kommen interessante Instrumentierungen, wie etwa das verstimmte Piano auf „Slices“. Insgesamt klingt dieses Album schon sehr britisch, dabei warm und wärmend wie der Arm der Liebsten um die Schultern. ROZI PLAIN kann man sich sowohl am Lagerfeuer zu später Stunde, als auch zu ebendieser in der Eckkneipe vorstellen. Zwei Gesichter, ohne dabei ein Januskopf zu sein, eher so, als hätte man KATE NASH und LOREENA MCKENNIT in einem Genpool vermischt. „Joined sometimes unjoined“ ist ein Folkalbum, das dem Folk in all seiner Tradition aber mit der Beimischung neuer Ideen und Einflüsse Leben einhaucht, das ihm manch einer wohl kaum noch zugetraut hätte. Mutig, wie sich ROZI PLAIN hier aus dem Teller heraus über den Rand kämpft und die Sicht auf die Weite richtet und uns ihre Augen schenkt, um mit ihr den Anblick zu teilen. Und dennoch lässt sie uns auch nach „Days minutes“ mit dem zurück, mit dem sie uns schon zu Beginn konfrontierte. Einem Geheimnis. Man fragt sich, ob man es entschlüsseln möchte, oder es einfach als solches genießt.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.