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NEW ORDER – 12″-Set (Ceremony, Everythings gone green, Temptation)

Manchmal jubelt man ja, wenn die Post kommt. Und manchmal jubelt man auch gleich viermal. So geschehen mit dem 4-Vinyl-Maxi-Set zum „Movement“-Boxset von NEW ORDER, das mir liebenswerterweise zugestellt wurde.
Die erste 12″ sind dann direkt zwei. Denn hierbei handelt es sich um zwei Versionen der „Ceremony“-Maxi („In a lonely place“ als B-Seite, original und re-recorded Version, letztere mit Gillian Gilbert, verschiedene Cover), dem wohl ersten richtigen Hit von NEW ORDER, der wie auch „Everythings gone green“ im Original von 1981 stammt und über diesen mittlerweile legendären Gitarrensound der Band verfügt, vervollständigt mit dem verhallten Gesang von Bernard Sumner und den wiedererkennbar harten Drums. Also eigentlich NEW ORDER in a nutshell. Die B-Seite hingegen begeistert wiederum durch einen Sound, der sehr nach „Atmosphere“ von JOY DIVISION klingt und auch dieses mystisch-kühle Gefühl vermittelt, Soundkaskaden inbegriffen. Hier wird der Stereoeffekt eurer Anlage aufs Beste erprobt!
Bei Maxi Nummer zwei handelt es sich um „Everything’s gone green“ mit den B-Seiten „Cries and whispers“ sowie Mesh. Die A-Seite ein schon recht NEW ORDER-typischer Mischmasch aus düsterem Rock und strahlenden Elektrophasen, der bereits eröffnet, wohin es dereinst mit der Band gehen sollte, aus dem man aber auch noch deutlich JOY DIVISION-Spuren heraushört. Das gilt auch für „Cries and whispers“, eingängig und fast monoton, so wie man es noch von der Vorgängerband kennt. „Mesh“ hingegen wirkt schon fast minimalistisch-puristisch dagegen, noch sehr dreckig und hart.
Maxi Nummer drei ist dann noch „Temptation“ (mit der B-Seite „Hurt“, hier handelt es sich um die ersten selbstproduzierten Werke von NEW ORDER), im Original von 1982 und hier natürlich frisch gepresst im Jahre 2019. Die A-Seite ist sicherlich einer der Songs, die zu den druckvollsten und kreativsten der frühen Schaffensphase der Band gehören, sehr britisch und schon ziemlich poppig (im positiven Sinne) klingt. Diese Keyboard-Hookline, gepaart mit dem prägnanten Schlagzeug wird dir so schnell nicht aus dem Kopf gehen – und wenn sie da einmal angekommen ist, dann verlässt sie dich auch nicht mehr, das kann ich aus eigener Erfahrung beschwören. „Hurt“ hingegen könnte als einer der Grundlagensongs für die EBM-Ära herhalten, trägt Züge von dem, was später dann beispielsweise auch DIE FORM veranstaltet haben, aber auch solche des späten Punks, er schläft die Brücke zwischen den Musikstilen… eigentlich mehrere Brücken, denn auch JEAN-MICHEL JARRE könnte sich hier durchaus einrichten. Ein sehr zukunftsweisender Song, wie überhaupt dieses Maxi-Boxset nicht nur in die Zukunft von NEW ORDER, sondern in die der Musik allgemein deutet.
Rhino Records und Warner Music haben hier eine wahre Köstlichkeit für Fans von NEW ORDER zusammengestellt, die in keiner Sammlung fehlen sollte – nein, fehlen darf! Eine frühe Werkschau ausschließlich mit Höhepunkten und das auch noch auf qualitativ hochwertigem Vinyl. Ganz groß!

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.