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MEANBIRDS – Confessions of an unrest drama queen

Es ist schon manchmal komisch, was man so über die Jahrzehnte im Gedächtnis behält, aber das Erstlingswerk der Nürnberger MEANBIRDS lässt mich weit zurück in die Vergangenheit blicken. Magenta Caulfield ist der Sänger der MEANBIRDS, seine damalige Band REJECTED YOUTH habe ich aber nicht unbedingt wegen der Musik in Erinnerung, sondern Magenta Caulfield als Fanzine-Schreiber, der ein Interview mit THE EXPLOITED veröffentlichte, in dem sich Sänger Wattie von seiner äußerst unsympathischen Seite zeigte. Und genau dieses Interview war dafür verantwortlich, dass THE EXPLOITED nie einen großen Stellenwert für mich eingenommen haben. Leider ist dieses Interview nicht im Internet veröffentlicht und somit inhaltlich leider nicht mehr nachvollziehbar, auch nicht den Namen des Fanzines. Ich hoffe, ich bringe hier nichts durcheinander, kann nach einigen Jahrzehnten natürlich auch passieren, und ich liege hier mit meinen Erinnerungen völlig falsch. Mittlerweile sind THE EXPLOITED immer noch nicht von den Bühnen verschwunden, aber REJECTED YOUTH sind seit 2012 aufgelöst. Magenta Caulfield ist aber inzwischen Concrete Jungle-Labelboss und hatte wohl Lust, selber mal wieder was zu starten und schnappte sich den Bassisten von SHARK SOUP und DEAD CITY ROCKETS, um die MEANBIRDS zu gründen. Die Fußstapfen sind natürlich nicht klein, wenn man Streetpunk spielt und aus Franken kommt. Klar, OXYMORON, für mich eine der besten deutschen Bands aus diesem Genre, die auch international ordentlich Staub aufgewirbelt haben. Was hat das erste Album damals für Furore gesorgt? Die Scheibe lief bei mir über Jahre in Dauerschleife, damals hatte man noch nicht diese musikalische Reizüberflutung. Einige der Songs vom MEANBIRDS-Erstling sollen schon kurz nach der letzten REJECTED YOUTH-Veröffentlichung fertiggestellt worden sein. Hier wird also REJECTED YOUTH komplett beerdigt und das letzte kreative Input mit den MEANBIRDS verwertet, ganz im Sinne des Trends der Nachhaltigkeit. Die MEANBIRDS bieten zehn Punkrock-Tracks mit einer Laufzeit von einer knappen halben Stunde. Punkrock in Reinkultur, ohne Schnörkel, ohne Hardcore, Folk, Ska oder was weiß ich noch für Einflüsse. „Set the world on fire“ ist der perfekte Opener für das Album. Weiter geht’s mit schicken Melodien, tollen Singalongs, getragen von einer einprägsamen Stimme. Der Song „On the crusade“ handelt vom Selbstmord des ehemaligen REJECTED YOUTH-Bassisten Kalle Kalkowski, für mich einer der besten Songs vom Album. Insgesamt erinnert mich alles irgendwie an PISTOL GRIP oder ONE MAN ARMY. Klar, früher war natürlich mehr Lametta, und da sind wir auch wieder auf einer gewissen Art bei OXYMORON. Sinnbildlich dafür ist die Cover-Zeichnung, beim Typ auf dem Cover ist weniger mehr, keine Hals- oder Gesichtstätowierung, keine Nieten, keine Aufnäher. Bei OXYMORON wäre wahrscheinlich alles auf einmal abgebildet, inklusive 1m-Iro. Und genauso ist auch der musikalische Unterschied zwischen den MEANBIRDS und OXYMORON. Mit ihrem Debüt „Confessions of an unrest drama queen“ erfindet die Band das Rad natürlich nicht neu, hier wird Midtempo-Streetpunk der melodischen Schule quasi direkt aus dem Punker-Handbuch geboten. Es wird Zeit, dass die Songs auf einer Bühne performt werden – wir hoffen alle, dass das nicht mehr als zu lange dauern wird und diese seltsame Zeit bald ein Ende finden wird.