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KICK JONESES – Unexpected gift

Früher war zwar nicht alles besser, aber zumindest manches einfacher. So konnte man KICK JONESES damals, ohne groß nachzudenken, in die Punkrock-Schublade schmeißen. So wie auf der „Paintbox“-EP von 1998, die ich erst letztens mal wieder auf den Plattenteller liegen hatte. Vier kurze, knackige Punk-Stücke und fertig. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Um den Sound der Band heutzutage zu umschreiben, muss man zwangsläufig auch weitere Begriffe wie Power Pop, Indie oder Britpop bemühen. Zwar schimmert die Punkrock-Vergangenheit immer noch durch, wie beispielsweise in „Ringing tone“ oder der Joe Strummer-Huldigung „Strummer was“, welche selbstredend in einem lupenreinen THE CLASH-Gewand daherkommt. Doch andere Stücke wie das recht gemächliche „50 bucks trailer“ oder das Singer/Songwriter-artige „House made of dirt“ zeugen wiederum von der steten Weiterentwicklung, die die Band in den letzten beiden Jahrzehnten vollzogen hat. „Unexpected gift“ ist somit vergleichbar mit der oft bemühten Pralinenschachtel aus dem Film „Forest Gump“: Man darf bei jedem Lied gespannt sein, was als nächstes kommt. Hier ein wummernder Disco-Beat („Known to be lost“), dort eine tanzbare Geradeaus-Nummer („Haven´t got nothing to do“), und irgendwann sogar ein Lied mit deutschsprachigem Text („Bring mich schnell nach Hause“). Dass es bei dieser Vielfalt immer mal wieder den einen oder anderen Track gibt, der dem persönlichen Geschmack weniger zusagt, lässt sich dabei zwar schwer vermeiden, doch andererseits hält dieses Doppelalbum mit seinen stolzen 20 Songs zugleich ausreichend Material bereit, um sich seine persönlichen Perlen herauszupicken.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.