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FETTES BROT – Gebäck in the days (Live in Hamburg)

Ich ärgere mich bis heute, dass ich bei keinem der drei FETTES BROT-Konzerte im Hamburger Mehr!-Theater im Oktober 2016 dabei sein konnte. Einen Tick zu lange gezögert, und schwupps waren alle verfügbaren Tickets innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Und das völlig zu Recht, denn die Shows an diesen Abenden waren keine normalen FETTES BROT-Auftritte, sondern die womöglich einmalige Gelegenheit, noch einmal tief in die Vergangenheit der drei sympathischen HipHop-Nordlichter abzutauchen. Zu hören gab es dort nämlich ausschließlich altes Songmaterial aus den Anfangstagen der Band, genauer gesagt bis zum „Fettes Brot lässt grüßen“-Album aus dem Jahre 1998. Vor allem die „Mitschnacker“-EP und der erste Longplayer „Auf einem Auge blöd“ liefen früher bei mir bis zum Erbrechen und lassen mich noch heute in Nostalgie schwelgen, von den Erinnerungen an zahlreiche Live-Auftritte der Brote in den Jugendzentren des Hamburger Speckgürtels ganz zu schweigen. Aber es hilft alles nichts – ein Wiederauflebenlassen dieser Zeit war mir aufgrund des knappen Kartenkontingentes im Mehr!-Theater leider nicht vergönnt.
Quasi als Trostpflaster muss daher nun diese Live-CD herhalten, deren Aufnahmen bei den besagten Konzerten mitgeschnitten wurden. Und die haben es ganz schön in sich, denn an den drei Abenden wurde weder an Hits, noch an prominenten Gästen gegeizt. So geben sich neben dem obligatorischen Haus-DJ exel. Pauly alte Homies wie TOBI & BO oder DJ RABAUKE ebenso die Klinke in die Hand, wie etwa der Münchener Rapper FATONI und die Hamburger Indiepop-Sternchen BOY. Bei „Friedhof der Nuscheltiere“ wurde sogar König Boris´ Schwester HEISSES EISEN noch einmal auf die Bühne gelotst, während Sven Regener von ELEMENT OF CRIME bei „Jein“ die Trompetenmelodie beisteuern darf. Was die Songauswahl betrifft, bleiben derweil kaum Wünsche offen – von „Da draußen“ über „Hallo HipHop“, „Frikadelle am Ohr“, „Meh´ Bier“ bis hin zu „Definition von Fett“ wird tief in der eigenen Vergangenheit gewühlt, selbst das selten live gehörte „Schlecht“ wurde zur Feier des Tages aus der Mottenkiste gezerrt. Abgerundet wird das Nostalgie-Paket von der beiliegenden DVD, die neben einem kommentierten Konzertfilm auch noch eine Dokumentation aus den Anfangstagen der Band enthält. Bleibt nur noch zu hoffen, dass es möglicherweise zu irgendeinem passenden Anlass doch noch einmal ein derartiges Vintage-Konzert von FETTES BROT geben wird. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, möchte ich hiermit bitte schon mal mein Interesse an einem Ticket anmelden.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.