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EIGHT BALLS – Oi! The upper class

Ich sage mal so: Es bedarf schon einiger bestimmter Grundvoraussetzungen, um mit den EIGHT BALLS warm zu werden. Man sollte einen gewissen Hang zum übermäßigen Alkoholkonsum haben, über ein Faible für ungestümen Rumpel-Oi!-Punk verfügen sowie dezentem Proletencharme etwas abgewinnen können. Und Humor ist selbstzverständlich ebenfalls Pflicht, denn die Texte, die die Hamburger (Pseudo-)Asis zum Teil verzapfen, sollte man nicht unbedingt für bare Münze nehmen. Wenn das alles zutrifft, dann kann man mit „Oi! The upper class“ garantiert eine Menge Spaß haben! Die EIGHT BALLS sind zwar einerseits mit Herz & Seele bei der Sache, sind sich dabei aber auch nicht zu schade, um bewusst mit stumpfen Oi-Klischees zu spielen oder sich selbst und ihre Szene in Songs wie „Dicke Eier Rock´n´Roll“ gehörig auf die Schippe zu nehmen. Neben weiteren Gassenhauern wie „Individuell“ oder „Arbeiterpunk“ wird zudem auch noch der „1,7 Promille Blues“ von SLIME gecovert, und mit „Sick love“ gibt es gar eine exzellente Horror-Punk-Persiflage mit lupenreinem MISFITS-Gesang zu bestaunen. Keinen Spaß verstehen die EIGHT BALLS dagegen, wenn es um Nazideppen und rechtsoffene Grauzonen-Spinner geht, denn diese müssen in Stücken wie „Was bedeutet Oi!“ oder „1000 Jahre Inzucht“ ordentlich einstecken. Bleibt zusammenfassend zu sagen: Wem die EASTSIDE BOYS zu unhanseatisch, die JESUS SKINS zu christlich und SMEGMA zu aufgelöst sind, der findet in den EIGHT BALLS die neuen Helden der deutschen Augenzwinker-Oi!-Szene. Mitgrölen ausdrücklich erwünscht.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.