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DIE WÄNDE – s/t

 
Ich habe ein Weilchen gebraucht, bis ich verstanden hatte, worum es der Band DIE WÄNDE wirklich geht. Vielleicht haben sie sich aber auch selbst erst finden müssen, bis sie es so klar und deutlich ausdrücken konnten wie auf ihrem zweiten Longplayer. Es ist nicht der Schrammelrock im Stile von NIRVANA oder das Aufschichten von Wall of Sounds. Es ist die Ruhe. Keine simple Laut-Leise-Ruhe, wie man sie von vielen Post-Rock-Bands kennt. Auch nicht die Sentimentalität von Singer/Songwritern wie WILLIAM FITZSIMMONS. Die Ruhe, die ihr neues unbetiteltes Album ausstrahlt, geht viel tiefer. Es geht hier um ausklingende Akkorde und um Momente, in denen wenig passiert. Um repetitive Phasen in der Rhythmusgruppe, in denen der Fokus ganz klar auf der Gitarre liegt, die ihre Melodien nur langsam verändert. Und um eine Gelassenheit, die man bei anderen Bands selten so vorfindet. Natürlich ist ein dreizehneinhalbminütiger Opener ein Statement, doch mein persönliches Highlight auf diesem Album ist der dritte Song „Future me“. Eine schön klingende Jazzmaster-Gitarre, der passende Einsatz des Tremolos, eine Hi-Hat, die erst nach zweieinhalb Minuten langsam geöffnet wird – die pure Eleganz.
Dies haben die Booker von so geschmackssicheren Festivals wie dem Incubate Festival in Tilburg oder dem Jenseits von Millionen bereits erkannt, als die Band noch unter dem Namen GIRLIE agierte. Oder der Musikexpress beim c/o pop Festival 2016, der sie zu den besten Newcomern ernannte, oder das blueprint-fanzine im Nachbericht zum Alinae Lumr im selben Jahr. Aber ihr neues Album klingt noch ausgereifter und erhabener als die vorherigen Veröffentlichungen. Schön, dass sie mit Glitterhouse ein passendes Label gefunden haben. Freunde von Bands wie DIE NERVEN, AG FORM und NIELS FREVERT sollten hier ebenfalls mal näher hinhören.