CLAUDIA RUDEK – s/t

Es wird Frühling. Das merkt man so langsam auch den Neuveröffentlichungen an. Motown und Flower Power. Oder JONI MITCHELL, JOAN BAEZ und AUDRA MAE. Das sind Sachen, die einem beim Hören von CLAUDIA RUDEK durch den Kopf wabern. Ihrem Debütalbum merkt man jedenfalls nicht an, dass sie ein Mitglied von EMIRSIAN ist. Glücklicherweise auch nicht den in der Vorabinfo vermerkten Hinweis, diese CD sei etwas, mit dem Freunde von AMY WINEHOUSE was anzufangen wüssten. Denn dann wäre dieses Album sicherlich nichts für mich gewesen.
Vielmehr ist das selbstbetitelte Album eine fröhliche Mischung aus Singer/Songwriter, Folk und Western-Einflüssen, allesamt dominiert von der herausstechenden Stimme. Und einem durchaus versierten Gitarrenspiel. Man merkt: hier ist jemand am Werk, der eine klassische Ausbildung genossen hat.
Mit „Young girl sitting on an old sad piano“ offenbart CLAUDIA RUDEK, dass sie zumindest in Bezug auf ihre Songtitel Humor beweist, denn treffender kann man diesen Instrumentalsong wohl nicht beschreiben.
Trotz all der Einflüsse und all der Zitate ist CLAUDIA RUDEK in der Lage, etwas Persönliches, Besonderes und Bleibendes mit ihren Songs zu vermitteln. Sie schafft es, mit vergleichsweise wenigen instrumentalen Mitteln eine stets wechselnde Atmosphäre zu schaffen, die, rein klanglich betrachtet, am ehesten in eine verrauchte, alteingesessene Musikkneipe in der Altstadt passt, Songs wie „The seaside“ schreien nicht gerade nach großen Hallen, vielmehr nach familiärer Umgebung und einem geteilten Bier.
CLAUDIA RUDEK leitet uns alle mit einfach schönen Liedern in den anstehenden Frühling über, ohne die anderen Jahreszeiten dabei zu vernachlässigen. Jedenfalls lässt sich das Warten auf die ersten wirksamen Sonnenstrahlen mit diesem Album um einiges leichter ertragen.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.