CASTANETS – Texas rose, the thaw & the beats

Es war auf einem Konzert des ehemaligen SWANS-Sängers Michael Gira, als ich den Namen CASTANETS das erste Mal las. Die nämlich waren an diesem Abend als Vorband angekündigt. Als es dann aber schließlich losging, stellte sich heraus, dass es nur ein Mann war, der da auf die Bühne ging, ausgestattet mit nichts als einer, vielleicht gewöhnungsbedürftigen, meiner Meinung aber hervorragenden, näselnden Stimme, einer elektrischen Gitarre und einem kleinen Kasten zum Loopen derselben. Und mit diesen Mitteln zauberte Raymond Raposa, so der Name des Mannes, hervorragende Songs und Atmosphären, Schicht um Schicht stapelte er Gitarren-Loops aufeinander und entwickelte auf diese Weise unglaubliche Melodien. Ich war davon so sehr beeindruckt, dass ich mir noch an Ort und Stelle die LP „First lights freeze“ kaufte. Und mich zu Hause dann wiederum wunderte, dass auf ihr sehr wohl eine vollständige Band zu Werke geht. Die mir live sicherlich ebenso viel Freude bereitet hätte. Und der ich seither die Treue gehalten habe.
Mittlerweile weiß ich, dass eben genannter Raymond Raposa das einzig feste Mitglied der CASTANETS ist und dass man in der Tat niemals vorher wissen kann, mit wie vielen Leuten er seine Auftritte bestreitet.
Es ist nun ihr neues Album „Texas rose, the thaw and the beasts“ erschienen, ihr fünftes Album, und ich bin sehr froh, sagen zu können, es ist ihr bisher bestes. Es beginnt mit einem sehr ursprünglichen Country-Song, bevor sich im zweiten Song zum ersten Mal warme, leichte Synthie-Flächen in den Sound mischen. Und eben diese Mischung macht dieses Album auch insgesamt unglaublich spannend.
Manche seiner Songs bestreitet er nach wie vor allein von einer Gitarre begleitet, um schon im nächsten Song groß angelegte Soundwände aus dröhnenden Gitarren, übersteuerten Drums und geschickt in Szene gesetzten Elektro-Elementen zu errichten. Analog dazu klingen seine akustischen Folk-Songs stets so, als säße er neben dir im Sofa, während schon der nächste Assoziationen von Weite erzeugt. Einer Weite, die manchmal die Weite der Wüste zu vertonen scheint, nicht selten, wie in dem unglaublichen „Lucky old moon“ den Blick sogar hoffnungslos in den Sternen verloren hat.
„Texas rose, the thaw and the beats“ ist ein Album, das sich nicht entscheidet zwischen Traum und Wirklichkeit, das zu gleichen Teilen erdig, traditionell wie experimentell ist. Ein Meisterwerk, mit einer Selbstverständlichkeit vorgetragen, wie sie ihresgleichen sucht. Pflichtkauf.