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BOHREN & DER CLUB OF GORE – Patchouli blue

Kürzlich las ich eine Anekdote, im der der Autor vermutete, dass die Straßen wegen Corona menschenleer und Läden wie ausgestorben seien. Als er sich vor die Haustür traute, hatte er jedoch das Gefühl, morgen sei Heiligabend. Lustig, wenn es zugleich nicht so traurig wäre.
Dabei hat jede Krise doch auch ihre positiven Seiten. In Zeiten von COVID-19 kommt man dazu, Dinge zu Hause zu erledigen, die man seit Ewigkeiten aufgeschoben hat. Und das Beste daran: das alles komplett ohne Zeitdruck! Denn in den nächsten Tagen oder Wochen wird der Ausnahmezustand voraussichtlich noch nicht aufgehoben werden. Also Zeit für Entschleunigung, keine festen Termine mehr wahrnehmen müssen, Verpflichtungen werden aufgehoben, stattdessen Rückbesinnung auf das Wesentliche.
Wie der Soundtrack zu einer solchen Kulisse aussehen könnte, wussten BOHREN & DER CLUB OF GORE bereits vor der Corona-Krise, was sie mit „Patchouli blue“ mal wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Erhabene Klänge, die scheinbar zeitlos im Raum stehenbleiben, kreiert durch Instrumente wie Vibraphon, Rhodes und Saxofon, die per se schon eine ausgesprochen wohlige Atmosphäre vermitteln können. Verglichen mit den vorherigen sieben Alben hat man das Gefühl, dass die Langsamkeit nicht mehr Mittel zu Zweck ist, was man daran erkennt, dass sich die BPM-Zahlen durchaus auch im zweistelligen Bereich bewegen und drei Stücke unter der Vier-Minuten-Grenze bewegen. Mögen die Veränderungen insgesamt nur marginal sein, so hat man das Gefühl, dass die Mülheimer Musiker ihren Sound immer mehr perfektionieren und sich kontinuierlich freimachen von jeglichen Erwartungen. Ein tolles Album – auch nach Corona!