ANDRÉ BALDES – Vorhang und Statisten

„Ich würd´ so gern mit dir reden / doch du bist viel zu populär“. Nette erste Zeilen auf „Vorhang und Statisten“ von ANDRÉ BALDES aus Aachen. Gibt es eigentlich tanzbare Singer/Songwriter-Musik? Man mag es fast meinen, wenn man „Populär“ hört. Leider ist der Gesang manchmal etwas verkrampft gekünstelt, das hätte nicht sein müssen. Aber mal sehen, wie es weitergeht… Man hört den Solopfaden von Herrn Baldes durchaus an, dass er aus der Deutschrock-Szene kommt, denn so geht es auch auf diesem Album recht „bekannt“ zu, so ein bisschen MARIUS und ein bisschen HERBERT. Mit Folk-Einsprengseln in Form der Geige, aber fern von Größen wie MUMFORD & SONS oder den LUMINEERS. Dafür dann doch zu deutsch. Musik, die irgendwie nach großen Sälen schreit und nicht so recht in die kleinen, verrauchten Clubs passt, was möglicherweise aber auch an der sehr opulenten Produktion liegen mag, die sehr orchestral und flächig, dadurch manchmal auch oberflächlich wirkt. So recht will dieses Album nicht seine Wirkung entfalten, entwickelt sich gerade – wie etwa in den LEVELLERS-Parts von „Ophelia“ – das Gefühl, hey, das könnte was geben mit uns, stört dann doch wieder der Rockgesang. Eine Ballade wie „Hinter Glas“ hätte man sich auch deutlich reduzierter gewünscht oder zumindest vorstellen können, was den Text mehr in den Vordergrund gerückt hätte. Denn wie so oft kann weniger mehr sein. Insgesamt bleibt bei mir der Eindruck, dass „Vorhang und Statisten“ ein durchaus properes Songwriteralbum hätte werden können, durch die Überinstrumentierung ist es ein durchschnittliches Deutschpop/rock-Album geworden, das Fans dieses Genres bestimmt anspricht. Hörbar, aber nicht bleibend. Minimalismus hat auch Vorteile.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.